WARTBURG

Das VEB Automobilwerk Eisenach war weit mehr als nur ein DDR-Werk, es war ein Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts. Von BMW-Wurzeln über Kriegsproduktion bis zum Wartburg 1.3. Jede Epoche spiegelte sich in den Fahrzeugen wider. Dieses Werk stand für technische Kreativität trotz politischer Enge.

Die Anfänge: Vom Dixi zur BMW-Produktion (1896–1945)

Ich erinnere mich noch genau, wie ich das erste Mal ein altes Foto von einem Dixi 3/15 gesehen habe, vergilbt, schwarz-weiß, mit einem dieser übergroßen Frontscheinwerfer und einer Karosserie, die mehr an eine Kutsche erinnerte als an ein Auto. Und direkt drunter stand: „Eisenach, 1928“. Ich war sofort fasziniert. Wie konnte ein kleines Werk mitten in Thüringen schon damals sowas auf die Beine stellen?

Um 1904 rum begann man mit dem Autobau, aber so richtig Fahrt nahm das Ganze mit dem Dixi 3/15 auf. Das war 1927. Ein Lizenznachbau vom britischen Austin Seven und das Ding war ein echter Hit. Klar, wenn man heute davorsteht, denkt man sich: „Wie konnte man mit sowas fahren?!“ Aber zur damaligen Zeit war das der Inbegriff von Fortschritt.

1928 wurde Dixi von BMW übernommen. Kaum zu glauben, dass deren Geschichte nicht in München, sondern in Eisenach auf der Straße Fahrt aufnahm. Die ersten BMW-Autos wurden hier gebaut der berühmte BMW 3/15 zum Beispiel war eigentlich nur ein Dixi mit neuem Logo. Viele wissen das gar nicht. Eisenach war also im Prinzip die Geburtsstätte der BMW-Auto Ära.

Tipp von mir: Wenn du mal in der Gegend bist, schau dir das Automobilmuseum Eisenach an. Da steht noch ein Dixi und du wirst merken, das ist nicht nur Blech. Das ist Geschichte auf Rädern. 

Neubeginn unter sowjetischer Verwaltung (1945–1952)

Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren für das Automobilwerk Eisenach eine Zeit voller Umbrüche und Herausforderungen ganz besonders unter der sowjetischen Verwaltung.

Die sowjetische Besatzungsmacht übernahm das Werk 1945, was bedeutete, dass vieles neu organisiert werden musste. Die Reparatur der Anlagen ging nur schleppend voran, und viele Maschinen wurden als Reparationsleistung demontiert und in die Sowjetunion gebracht. Für die Arbeiter war das eine frustrierende Zeit, weil sie zwar den Willen hatten, das Werk wieder in Gang zu bringen, ihnen aber oft die Mittel fehlten.

Während dieser Zeit versuchte die sowjetische Verwaltung, das Werk neu auszurichten, nicht nur als reine Reparationsquelle, sondern als wichtigen Teil des künftigen sozialistischen Wirtschaftssystems. Es wurden Pläne geschmiedet, die Automobilproduktion zu modernisieren und auf sozialistische Prinzipien umzustellen. Das bedeutete auch, dass die Produktion zunehmend zentral gesteuert wurde und die Arbeiterschaft sich an neue Produktionsmethoden und politische Vorgaben anpassen musste.

Hier wurde der Grundstein für die spätere Entwicklung des Wartburgs gelegt, auch wenn es zu der Zeit noch eher um das Überleben und den Wiederaufbau ging.

Aufstieg des Wartburg und die DDR-Autopolitik (1953–1989)

Wenn ich an den Wartburg denke, dann hör ich sofort dieses typische Zweitakt-Geräusch im Kopf , so ein brrrrr-brrrrr, wie ein nervöser Rasierer auf Speed. Mein Opa hatte einen 353 in moosgrün. Ich war vielleicht acht oder neun, und wir sind damit sonntags zur Datsche gezuckelt. Keine Gurte hinten, Fensterkurbeln, dieser unverwechselbare Geruch aus Benzin, Öl und altem Kunstleder unvergesslich.

Aber hinter diesem charmant-rumpeligen Auto steckt eine ganze Ära. Und ehrlich gesagt, der Aufstieg des Wartburg war auch der Versuch der DDR, auf internationalem Parkett.

1953 wurde aus dem EMW-Werk offiziell der VEB Automobilwerk Eisenach, und kurz darauf kam der erste Wartburg 311 auf den Markt. Ein echter Hingucker damals. Fließheck, Rundungen, Chromleisten  fast schon westlich schick.

Besonders der Wartburg 353, der ab 1966 gebaut wurde, wurde zur Ikone. Robust, einfach zu reparieren und ja, irgendwie auch sympathisch.

Ich habe mal mit einem älteren Herrn gesprochen, der im Werk gearbeitet hat. Er sagte: „Manchmal haben wir improvisiert mit Draht und Gummi. Aber wir haben es zum Laufen gebracht

Heute, wenn ich einen sehe, muss ich lächeln. Es war kein perfektes Auto, ganz sicher nicht. Aber er war mehr als ein Fortbewegungsmittel. Der Wartburg war Hoffnung, Frust und Stolz in einem. Ein rollendes Symbol für ein Land, das es nicht mehr gibt, aber dessen Geschichten weiterleben, auch auf der Straße.

Innovation und Rückschläge – Was (nicht) gebaut wurde

Da gab’s durchaus einige Pläne und Prototypen, die man fast schon als Science-Fiction für die damalige Zeit bezeichnen könnte, wenn sie denn realisiert worden wären.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir mal ein alter Sammler erzählt hat. In den 70ern gab es tatsächlich Projekte, einen Viertaktmotor selbst zu entwickeln, sogar mit moderner Einspritztechnik. Klingt heute total normal, aber für die DDR ein großer Schritt! Leider wurde viel zu viel Energie in Bürokratie und Politik gesteckt, statt in echte Technik.

Dann gab’s da diese sagenumwobene Wartburg-Limousine, den „Wartburg 355“. Das Auto sollte größer und moderner werden. Es gab sogar erste Prototypen, total futuristisch für die damalige Zeit. Aber was soll ich sagen? Die Finanzierung wurde gestrichen, die Materialien knapp. Das Projekt verschwand, bevor es wirklich Fahrt aufnehmen konnte.

Die Geschichte der DDR-Autos zeigt mir, wie Technik und Politik manchmal eine unglückliche Mischung sind. Ideen gab’s genug, aber oft fehlte die Freiheit und die Ressourcen, sie umzusetzen. Trotzdem, gerade das macht das Thema für mich so faszinierend. Es ist nicht nur Technikgeschichte, sondern ein Spiegel einer ganzen Gesellschaft.

Der Wartburg nach der Wende – Von Kult bis Oldtimer

Nach der Wende stand der Wartburg plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen. Für viele war der Wartburg ja einfach das Symbol für den Alltag in der DDR und das hatte seinen ganz eigenen Charme, aber auch jede Menge Tücken.

Die Produktion wurde 1991 eingestellt, und viele dachten, damit wäre auch der Wartburg für immer Geschichte. Doch weit gefehlt! Plötzlich entdeckten Oldtimer-Fans den Kult rund um das „Ost-Auto“. Ich habe selbst erlebt, wie Leute zusammenkamen, Schraubenschlüssel in die Hand nahmen und ihre alten Wartburgs wieder auf Vordermann brachten, oft mit viel Improvisation und Herzblut. Da wurde der Rost weggekratzt, der Motor poliert und die Fahrten auf Treffen wurden zum Gemeinschaftserlebnis.

Die Ersatzteilsituation verbesserte sich langsam durch private Händler und neue Zulieferer, die sich auf DDR-Fahrzeuge spezialisierten. Das half nicht nur den Besitzern, sondern sorgte auch dafür, dass der Wartburg nicht im Schrott landete. Es war wie eine kleine Rettungsaktion, die von Fans und Liebhabern getragen wurde.

Klar, der Wartburg ist technisch heute längst nicht mehr mit modernen Autos zu vergleichen, aber genau das macht ihn so spannend! Für mich persönlich ist das mehr als nur ein Fahrzeug. Es ist ein Stück Geschichte, das man anfassen, riechen und erleben kann. Auf den Straßen ist er zwar selten geworden, aber bei Oldtimer-Treffen sorgt er immer noch für bewundernde Blicke und Gespräche über „damals“.

Ich habe auch gelernt, dass man beim Wartburg-Tuning vorsichtig sein muss. Viele versuchen, moderne Technik einzubauen, was zwar cool ist, aber manchmal den Charme kaputt macht. Ein bisschen liebevolle Modernisierung, zum Beispiel bessere Bremsen oder Elektrik, kann das Fahrerlebnis deutlich verbessern, ohne den Charakter zu verlieren.

Das Schönste an der ganzen Sache? Der Wartburg verbindet Generationen. Junge Leute entdecken ihn als Retro-Highlight, ältere schwelgen in Erinnerungen. Ein Auto, das mehr ist als Metall und Motor, ein Stück Leben, das weiterlebt.

Technische Besonderheiten des Wartburgs – Einblick in DDR-Ingenieurskunst 

Eines der spannendsten Merkmale war der Zweitaktmotor. Viele finden den heute eher altmodisch oder sogar nervig wegen des typischen Zweitakt-Geruchs und -Geräuschs. Aber dieser Motor war wirklich robust und vor allem einfach zu warten, ein Riesenvorteil, wenn Ersatzteile knapp sind oder die Werkstatt mal weiter weg war.

Wenn ich an den Wartburg denke, fallen mir sofort ein paar technische Details ein, die den Wagen ziemlich einzigartig gemacht haben und das gerade in Zeiten, als die DDR wirtschaftlich und technologisch oft mit Einschränkungen kämpfen musste.

Dann wäre da noch das Fahrwerk. Es war relativ weich abgestimmt, was auf den oft schlechten Straßen in der DDR echt von Vorteil war. Klar, das Handling war nicht sportlich, aber dafür fühlte sich der Wartburg auf holprigen Landstraßen fast wie ein gemütliches Sofa auf Rädern an. Für mich war das immer ein gutes Beispiel, wie Technik auf die Umstände angepasst wurde, kein Luxus, aber funktional.

Nicht zu vergessen sind auch die kleinen technischen Raffinessen, wie die einfache Elektrik und das robuste Blechkleid. Die Wartburgs hatten zwar keine Hightech-Sicherheitsfeatures, aber durch ihre Bauweise waren sie überraschend langlebig und konnten einiges wegstecken. Ich habe oft gehört, wie Besitzer von den unglaublichen Laufleistungen ihrer Autos schwärmten 300.000 Kilometer und mehr waren keine Seltenheit.

Was ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Beim Wartburg ist weniger oft mehr. Die Technik war pragmatisch, oft sogar genial in ihrer Einfachheit und hat das Auto zu einem echten Arbeitstier gemacht.

 

 

Exportländer

Das VEB Automobilwerk Eisenach lieferte die Wartburgs nach Polen, Finnland, CSSR, Ungarn, Belgien, Norwegen, Bulgarien, Rumänien, BDR, Holland, Schweden, Kolumbien, Dänemark und USA.

Die Modelle

Wartburg 311-0,-1,-8 Limousine

Baujahr 1956 – 1965

Leistung: 37 – 45 PS

Wartburg3110

Wartburg 311-2 Cabriolet

Baujahr 1957 – 1960

Leistung: 37 PS

Wartburg311

Wartburg 311-3 Coupé

Baujahr 1957 – 1965

Leistung: 37 – 45 PS

Wartburg 311-5 Camping

Baujahr 1957 – 1965

Leistung: 37 – 45 PS

WartburgCAMPING3115

Wartburg 311-300 HT

Baujahr 1965

Leistung: 45 PS

Wartburg 312 Limousine

Baujahr 1965 – 1966

Wartburg311312vorne

Leistung: 45 PS

Wartburg 312 Camping

Baujahr 1965 – 1967

Leistung: 45 PS

WartburgCamping

Wartburg 312 -300 HT

Baujahr 1965 – 1967

Leistung: 45 PS

Wartburg 353

Baujahr 1966 – 1989

Leistung: 45 PS bzw 50 PS

wartburg353

wartburgmotorsport

Wartburg 353 Tourist

Baujahr 1966 – 1989

Leistung: 45 PS bzw 50 PS

Wartburg 1.3

Baujahr 1988 – 1991

Leistung: 58 PS

Wartburg 1.3 Tourist

Baujahr 1989 – 1991

Leistung: 58 PS

 

Fahrzeuge

EINSATZFAHRZEUGE
FEUERWEHR
RETTUNG
VOLKSPOLIZEI

Kombinat für Nutzfahrzeuge
LKW
ROBUR

Kombinat für PKW
MELKUS
TRABANT
WARTBURG
SACHSENRING
BARKAS‎

Kombinat für Zweiradfahrzeuge
MOTORROLLER
SIBYLLE UND HEXE
MZ
SIMSON ZWEIRAEDER